Bio Hasenüse aus dem Mostviertel - Besuch am Nusshof von Familie Lechner

Als Betreiber eines kleinen Bio-Abholladens im 8. Wiener Bezirk bin ich ständig auf der Suche nach außergewöhnlichen Produkten aus bäuerlichen Familienbetrieben – Produkten, die nicht nur geschmacklich überzeugen, sondern auch eine gute ökologische Bilanz aufweisen. 
Durch Zufall erfuhr ich, dass Haselnüsse mittlerweile auch in Österreich angebaut werden – und das direkt vor den Toren Wiens! Neugierig machte ich mich auf den Weg nach Wetzersdorf, einem kleinen Weiler im Bezirk St. Pölten im nördlichen Mostviertel. 

Haselnuss-Feld-der-Familie-Lechner

Nach einer Fahrt durch eine hügelige Landschaft mit Waldinseln, Äckern und Obstgärten komme ich am renovierten Vierkanthof der Familie Lechner an. Herr Lechner begrüßt mich herzlich und führt mich gleich auf das Haselnussfeld. Meine romantische Vorstellung von einem verwunschenen Haselnusshain weicht schnell der Realität: In dichten Reihen wachsen hier über 1.100 Haselnusssträucher mit jeweils fünf Metern Abstand.

Pflege und Anbau der Haselnüsse
„Jetzt ist die Zeit des Schnitts“, erklärt mir Herr Lechner. Junge Sträucher werden „erzogen“, indem unterirdische und oberirdische Triebe entfernt werden, um einen zentralen Stamm zu bilden. Das erleichtert die Ernte. Zudem werden die Bäumchen 'in den Wind geschnitten', das heißt, die Angriffsfläche auf den windzugewandten Seiten wird reduziert, um sie vor Stürmen zu schützen, da Haselnüsse Flachwurzler sind und leicht umkippen können. Zur zusätzlichen Stabilität werden sie mit Holzpfählen gestützt.
 
Der-Sohn-von-Lechners-beim-Zuschneiden-der-Haselnuss-Str-aucher
 
Auch die Bewässerung ist essenziell. Ein Tropfbewässerungssystem sorgt dafür, dass die Pflanzen regelmäßig mit Wasser versorgt werden. Entgegen meiner Annahme, dass Haselnüsse besonders trockenheitsresistent sind, erklärt mir Herr Lechner, dass Wassermangel sowohl die Qualität als auch den Ertrag stark beeinträchtigen würde.
 
Im März wird der Boden aufgelockert, gedüngt und gemulcht. Dafür nutzt Herr Lechner eine spezielle Rollhacke, die er selbst modifiziert hat. Als Dünger kommt ein biologisches Produkt aus der Rübenproduktion zum Einsatz.
 
Herausforderungen und Schutzmaßnahmen
Die Haselnussproduktion ist arbeitsintensiv – jährlich investieren die Lechners über 1.000 Arbeitsstunden in ihre Sträucher. Und eigentlich in ihrer "Freizeit", denn neben der Haselnussproduktion bewirtschaftet Herr Lechner 25 Hektar Ackerland und einen Wald. Zudem arbeitet er hauptberuflich 40 Stunden pro Woche in einem anderen Beruf – Zeitmanagement ist also entscheidend.
 
Im Sommer wird es besonders herausfordernd, da Schädlinge wie der Haselnussbohrer, Wanzen und Mäuse der Ernte zusetzen. Ohne Gegenmaßnahmen könnten bis zu 50 % der Nüsse dem Rüsselkäfer (Haselnussbohrer) zum Opfer fallen. Familie Lechner setzt daher auf ein biologisches Mittel gegen den unerwünschten Bohrer. Kurz gemähtes Gras hilft, Mäusen den Lebensraum zu entziehen, und Vögel werden einfach toleriert.
 
 
Das-Werk-des-Haselnussbohrers
Löcher des Hasenussbohrers, eine Rüselkäferart, der seine Eier in die Haselnüsse legt und dessen Larve die Nüsse frisst


Von der Ernte bis zum fertigen Produkt
Ende September bis Mitte Oktober ist Erntezeit. Nach anfänglicher Handarbeit nutzen die Lechners heute eine spezielle Erntemaschine aus der Türkei, die die Nüsse aufsaugt und die Hüllblätter entfernt. 
Nach der Ernte folgt die Trocknung – ein essenzieller Schritt für die Qualität und Lagerfähigkeit der Nüsse. Herr Lechner hat dafür eine eigene Anlage gebaut, die die Nüsse schonend trocknet. Anschließend sortiert eine selbst entwickelte Maschine die Nüsse in fünf Größenklassen. Geknackt werden die Haselnüsse in einem Partnerbetrieb, da dies mit der dortigen modernen Anlage viel effizienter funktioniert als mit der ursprünglich angeschafften kleinen Maschine am Hof.


Die-Lechners-vor-einer-selbst-gebauten-Haselnuss-Sortiermaschine

Genuss aus der Region
Die Lechners bieten ihre Haselnüsse in verschiedenen Varianten an: ungeschält, geknackt oder veredelt zu gerösteten Nüssen, Haselnussöl und sogar Haselnuss-Schnaps. In der gemütlichen Küche durfte ich alles zusammen mit herrlichem, selbstgebackenem Kuchen von Frau Lechner probieren – und war begeistert! 
 
Die geknackten und gerösteten Haselnüsse duften und schmecken herrlich intensiv – ein großer Unterschied zu importierten Nüssen, die oft alt sind, wenn sie bei uns eintreffen. 
 
Auch der Schnaps hat mich überrascht: Er ist angenehm mild mit einer schönen, nussigen Note.  Nur das Haselnussöl war leider nicht verfügbar, weil bereits alles verkauft war.
 
Ein schönes Beispiel für regionale Wertschöpfung
Besonders beeindruckt hat mich, dass die Haselnüsse aus Wetzersdorf fast ausschließlich in einem Umkreis von 65 Kilometern verkauft werden – direkt ab Hof und in Bioläden wie meinem. Das spart viele LKW-Fahrten, die importierte Haselnüsse aus fernen Ländern wie der Türkei sonst zurücklegen müssen, bevor sie beim Konsumenten ankommen. 
 
Ich finde, dass die Lechners etwas geschafft haben, wovon viele nur reden: eine nachhaltige Landwirtschaft mit lokaler Wertschöpfung. Ihr Hof ist ein Vorzeigebeispiel – und vielleicht übernehmen eines Tages ihre drei Buben den Betrieb und führen ihn genauso weiter, wie sie es von den Eltern so vorbildlich gelernt haben. 
Ein Projekt also, das definitiv Unterstützung verdient! 
 
Wer sich beeilt, kann jetzt noch Haselnüsse bei uns bestellen oder im Freiverkauf erwerben – in einem Monat sind sie ausverkauft. Dann heißt es warten bis nächsten Oktober!
Bitte geben Sie die Zeichenfolge in das nachfolgende Textfeld ein

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.